Beeindruckende Linde

Bei den Ger­ma­nen wurde sie als heiliger Baum verehrt. Sie sym­bol­isierte die weib­lichen Eigen­schaften und stand unter dem Schutz von Freya, der nordis­chen Göt­tin der Liebe und Frucht­barkeit. Kein Wun­der also, warum auch bei uns im Zen­trum viel­er Dör­fer unter ihrem Schutz Feste gefeiert, getanzt und geheiratet wurde. Sie war aber nicht nur ein zen­traler Ver­samm­lung­sort, unter ihr wurde auch Gericht abge­hal­ten. Und wenn man sie lässt, kann sie sog­ar 1.000 Jahre alt wer­den. Beein­druck­end, nicht?

Botanisch gese­hen gehört sie zu den Mal­vengewäch­sten und es gibt weltweit über 40 Arten von ihr. Bei uns unter­schei­den wir zwis­chen Som­mer- und Win­ter­linde. Die Som­mer­linde fängt im Juni um ca. 14 Tage früher an zu blühen und ist mit ihren bis zu 60.000 Blüten ein wichtiger Pol­len­liefer­ant für Bienen.

// Som­mer­linde
Laub­blät­ter: 8–12 cm lang, die Farbe ist ein gle­ich­mäßes Grün, bei­d­seit­ig samtig behaarte Ober­fläche
Blüten: Mai bis Juni, weißlich-grüne Farbe, 2 bis 5 Blüten pro Blüten­stand
Frucht: kugelig 8 bis 10 mm, eher gräulich, leicht behaarte und kantige Oberfläche

// Win­ter­linde 
Laub­blät­ter: 4–7 cm lang, helles Grau­grün mit blau- bis grau­grün­er Unter­seite, glänzend ohne Behaarung
Blüten: Mitte bis Ende Juni, weißliche Farbe, 5 bis 11 Blüten pro Blüten­stand
Frucht: kugelig 8 bis 10 mm, bräun­lich, Ober­fläche ist weich und leicht zu zerdrücken

Lindenblüten sammeln und aufbewahren

Um ein Max­i­mum der Wirk­stoffe einz­u­fan­gen, sam­melt man die Lin­den­blüten (mit Stiel inklu­sive der hellen Hochblät­ter) 1 bis 3 Tage nach Blüh­be­ginn an einem son­ni­gen Tag. Ide­al­er­weise war am Vortag auch schon schönes Wet­ter. Denn Regen kann die Wirk­stoffe auss­chwem­men und damit min­imieren. Feuchte Blüten kön­nen beim Trock­nen leichter schim­meln. Gle­ich nach dem Sam­meln wer­den die Blüten­stände lock­er auf einem Lein­tuch, im offe­nen Kar­ton oder am Kräuter­git­ter aufgelegt und an einem son­nengeschützen, lufti­gen Ort getrock­net. Für die Auf­be­wahrung emp­fiehlt sich ein luft­dicht­es Glas an einem dun­klen Platz. So behält sie am besten ihre wertvollen Inhaltsstoffe bis zur näch­sten Sai­son. 

Wirkung der Linde als Heilpflanze

Die Blüten enthal­ten neben Flavonoiden viel schle­im­bildende Poly­sac­cha­ride (10 Prozent), Gerb­stoffe, Phy­to­hor­mone, ätherische Öle, Min­er­al­stoffe, Sapo­nine, Gerb­säuren und Vit­a­min C und P. Dadurch hil­ft sie unser Immun­sytem aufrecht zu erhal­ten und wird in der Volksmedi­zin vor allem bei Erkäl­tungskrankheit­en und trock­en­em Reizhus­ten einge­set­zt. Sie min­dert Katarrhe der Atemwege (Entzün­dung der Schleimhäute), wird schweißtreibend bei Fieber einge­set­zt, aktiviert die kör­pereige­nen Abwehrkräfte und wirkt harntreibend.

Der Tee kann auch bei Magen­ver­stim­mungen, Blähun­gen, Bauch­weh, Ner­vosität, Migräne oder leicht­en Ein­schlaf­prob­le­men helfen. Er wirkt auch vor­beu­gend zur Stärkung des Immun­sys­tems oder man ver­wen­det ihn – kalt ange­set­zt – als Erfrischungs­getränk im Som­mer bzw. bei Hitze­wal­lun­gen in den Wech­sel­jahren. Als Kur sollte er allerd­ings nur max­i­mal 2 Wochen lang in Anspruch genom­men wer­den, damit sich der Kör­p­er nicht daran gewöh­nt. 

Da keine Gegen- oder Nebe­nanzeigen bekan­nt sind, kann der Tee auch für Kinder und Schwan­gere bedenken­los einge­set­zt wer­den. 

Anwendung der
Lindenblüten als:

  • Tee: 1TL getrock­nete Lin­den­blüten (erst unmit­tel­bar vor der Zubere­itung zerklein­ern!) mit 250ml heißen Wass­er aufgießen und max. 10 Minuten zugedeckt – damit die ätherischen Öle nicht ver­dampfen – ziehen lassen. Bis zu 3 Mal am Tag heiß getrunk­en hil­ft er Erkäl­teten beim Fiebersenken durch Schwitzen und gegen Hus­ten­reiz. Für eine Schwitzkur sollte der Tee spätestens am Nach­mit­tag getrunk­en wer­den, damit man aus­re­ichend Ruhe zum Auss­chwitzen hat und sich danach duschen und frisch anziehen kann.
    Als warmer Tee kann er auch bei Entzün­dun­gen im Mund-/Rachen­raum gegurgelt wer­den – Tee dafür mind. 10, max. 15 Minuten ziehen lassen. // Für einen typ­is­chen Erkäl­tung­stee kann man zu 50% Lin­den­blüten noch fol­gende Kräuter dazu­mis­chen, um die Wirkung zu ver­stärken: Thymi­an, Sal­bei, Son­nen­hut, Hage­but­ten, Him­beer-/Brombeer- und Erd­beerblät­ter, Hol­un­derblüten, Spitzwegerich, Ing­w­er, Mädesüß und Zistrose. Bei Zugabe von Honig im Tee – als antibak­terieller Helfer – sollte der Tee allerd­ings nur mehr eine Tem­per­atur von ca. 40 Grad besitzen, anson­sten ver­puffen seine Wirk­stoffe und dient nur mehr als Süßungsmit­tel.
    Für einen Kaltauf­guss wer­den 2–3 EL getrock­nete Lin­den­blüten mit ca. 1 Liter kalten Wass­er aufgegossen und bis zu 8 Stun­den ste­hen gelassen. Der Tee färbt sich rot und ist in heißen Som­mern ein per­fek­ter Durstlösch­er oder hil­ft gegen Hitze­wal­lun­gen in den Wech­sel­jahren. Trinkt man den Tee über den Tag verteilt, unter­stützt er den Kör­p­er bei der Auss­chei­dung von Giftstoffen.
  • Badezusatz: Ein Voll­bad mit Lin­den­blüten hat eine aus­gle­ichende und beruhi­gende Wirkung. Dazu übergießt man ca. 100g getrock­nete Lin­den­blüten (ca. 4 Hand voll) mit 2 Litern kochen­dem Wass­er und lässt es zugedeckt 10 bis 15 Minuten ziehen. Abge­sei­ht und zum Bade­wass­er dazugegeben wirkt es nicht nur gegen Ner­vosität, Stress und innere Unruhe, son­dern auch gegen depres­sive Stim­mung und steigert das Immun­sys­tem. Es soll eine Wohltat bei Rheuma sein und kann auch bei „nervösen“ Kindern zur Entspan­nung beitra­gen. // Umschläge oder Waschun­gen mit dem Sud dienen der Wund­heilung und wirkt gegen unreine Haut und juck­ende Ekzeme.

  • Gesichtswass­er: 1 EL Lin­den­blüten mit 250 ml heißem Wass­er aufgießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, absei­hen und abkühlen. Beson­ders küh­lend und erfrischen wirkt der aufge­tra­gene Sud als Spray. Es zeigt eine beruhi­gende Wirkung bei Son­nen­brand oder bei anges­pan­nter und gereizter Gesicht­shaut. Im Kühlschrank gelagert ist es ca. 1 bis 2 Tage halt­bar. Als let­zte Spülung nach der Haar­wäsche macht der Tee die Haare geschmei­dig und beruhigt die Kopfhaut. Die enthal­te­nen Gerb­stoffe mit ihrer zusam­men­ziehen­den Wirkung haben zusät­zlich eine wund­heilende, entzün­dung­shem­mende und leicht straf­fende Wirkung für unsere Haut.

  • Lin­den­blüten-Maz­er­at: Ein Ölauszug mit Lin­den­blüten löst ätherische Öle wie das Far­nesol, dessen Duft an Maiglöckchen erin­nert. Es wirkt antibak­teriell und antimikro­biell, hemmt die Bil­dung von Pilzen und ver­hin­dert dadurch, dass Schweiß unan­genehm riecht. Damit ist ein Lin­den­blüten-Maz­er­at auch ein her­vor­ra­gen­der Bestandteil von Deos und trägt dazu bei, dass die men­schlis­che Haut­flo­ra im natür­lichen Gle­ichgewicht bleibt.

  • Augen­maske: Frische Lin­den­blät­ter über Nacht auf die Augen gelegt, sollen eine klärende und reini­gende Wirkung haben (Schlaf­maske zur Befes­ti­gung ver­wen­den). Sie sor­gen für einen frischen, strahlen­den Blick. Dieser Geheimtipp ist lei­der nicht von mir, son­dern von Hilde­gard von Bin­gen. Aus­pro­biert habe ich das zwar noch nicht, aber es ste­ht ganz oben auf mein­er Liste.  :o)

// Die Linde hat eine sehr bre­it gefächerte gesund­heits­fördernde Wirkung. Den Gang zum Arzt kann sie bei länger anhal­tenden Beschw­er­den zwar nicht erset­zen aber sie kann dazu beitra­gen, All­t­ags­beschw­er­den leichter zu bewältigen.

 

„Wenn die Menschen das Unkraut nicht nur ausreißen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern würden auch noch gesund.”

→ Zitat von Johann Künzle, schweizer Kräuterpfarrer und Publizist